Mittwoch, 26. Juni 2019

Kreuzweg in St. Martin, Lorch (Rhg.)

In der Kirche St. Martin in Lorch im Rheingau entdeckte ich neulich einen Kreuzweg, der, wie der von Jean, auch etwas "sperrig" ist.
Jean ist also nicht der Einzige, der versucht hat, den Weg der üblichen "gefälligen" Kreuzwegdarstellungen zu verlassen! ...










Ich hatte gelegentlich schon mal Anlauf genommen, zu versuchen, etwas "kluges" zu Jeans letztem großen Werk, seinem Kreuzweg, aufzuschreiben, weil er - für den durchschnittlichen Betrachter - in vielerlei Hinsicht ja nicht gerade "gefügig" ist. Ich selbst habe seinen Kreuzweg eigentlich auch erst "verstanden", als ich im Rahmen der großen Ausstellung 1996, als er das erste Mal in seiner Kirche hing, mich alleine in eine der Bänke gesetzt und mich ihm "ausgesetzt" habe. ...

Seither ist es für mich eigentlich zur Gewißheit geworden, daß seine vordergründige "Sprödigkeit" und auch "Schwäche", eigentlich eine verborgene Stärke ist.

Wenn man sich längere Zeit mit dessen Entstehungsgeschichte und mit dem Lebensweg des Künstlers befaßt und gedanklich auch mitgeht, kann man meiner Meinung nach entdecken, daß der Jean-Metten-Kreuzweg eben nicht (nur) die fromme Darstellung des Leidensweges Jesu ist (sein will), sondern daß in ihm (auch) der persönliche Leidensweg des Künstlers zum Ausdruck kommt - gewissermaßen darin eingeschrieben ist. - Und in der Tat, dieser Kreuzweg ist einer der wenigen mir bekannten (s.o.), der nicht (zu) "schön" und (zu) "glatt" und (zu) "perfekt" etc. - und der schon gar nicht sentimental - ist. Er ist  "rau", "unfertig" und "gebrochen" und und ..., wie das wirkliche Leben und wie es das Leben und Leiden Jesu ja auch gewesen ist ...