Das große Alterswerk des Rheinhessenmalers Jean Metten reifte durch sein gesamtes künstlerisches Leben. Schon bei einer Privataudienz 1930 berichtete Metten Papst Pius XI von seinem Vorhaben, für die katholische Kirche seines Heimatortes Nieder-Olm einen Kreuzweg-Zyklus zu erstellen. Erst Ende der 50er Jahre nahm Metten diesen Zyklus in Angriff und schuf sein großes und tragisches Alterswerk.
Ohne irgendwelche formelle Einigung zu schaffen, war Metten mit dem Geistlichen Rat Vitus Becker übereingekommen, dieses Werk als Gabe des Künstlers an seine Heimat-Kirche zu verstehen.
So richtete sich Metten im Format nach den Gegebenheiten der St. Georgs-Kirche. Doch wandte er sich in diesem Werk völlig ab von seinem naturalistischen Stil mit impressionistischem Einschlag, der sein ganzes sonstiges Werk bestimmt.
Einerseits wollte Metten den Kreuzweg - getreu der Einschätzung Romano Guardinis - als Volksandacht verstehen. Andererseits wollte er gerade deshalb keine in schwärmerischen Höhen angesiedelte Heiligenbilder malen, sondern ganz bewußt den Kreuzweg im Tagesleben des Volkes verankert wissen. So erscheint Simon von Cyrene in der 5. Station als rheinhessischer Winzer mit Weinbergsharke, so spricht Jesus in der 8. Station zu den klagenden Frauen, deren Kinder Schulranzen auf dem Rücken tragen.
Der stille Auftraggeber konnte weder mit der inhaltlichen noch mit der künstlerischen Interpretation des Kreuzweges mithalten. Im Klartext: die Bilder gefielen Vitus Becker nicht, was er so dem eng der katholischen Religion verhafteten Jean Metten nicht zu sagen wagte. Mit fadenscheinigen Erklärungen wurde die Schenkung Mettens nicht angenommen. Weil sich dieser Konflikt schon im Laufe der Arbeit an dem Zyklus ergab, bleibt dieser im Metten´schen Verständnis Fragment. Denn für Jean Metten gehört eine 15. Station "Auferstehung" unbedingt zum Leidensweg des Herrn und Heilands. Diese 15. Station hat durch die Ablehnung seines Werkes tief verletzte Metten nicht fertiggestellt.
Heute geht die katholische Kirche wesentlich unverkrampfter mit dem Alterswerk des Künstlers um. Bischof Lehmann (Mainz) erlaubte ohne jegliche Einschränkung die Einsicht in die Unterlagen des Bischöflichen Ordinariats, um die Geschichte des Kreuzweges für die Biographie Jean Mettens zu rekonstruieren. Pfarrer Pfaff ermöglichte spontan, daß zum 25. Todestag Jean Mettens die Bilder erstmals für die Dauer der Jubiläumsausstellung an dem für sie vorgesehenen Ort vollständig zu sehen sind.
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